JAIME HAYON

Hayons spanische Wurzeln und sein Sinn für Humor finden sich in all seinen Designs wieder – egal, ob Loungemöbel oder Esszimmerstühle.

Der spanische Kunst-Designer wurde 1974 in Madrid geboren. Als Teenager war er Teil der Skateboard-Kultur und Graffiti-Kunst und legte damit die Grundlage für seine gewagt-plakative Vorstellungen seiner heutigen Arbeit. Nach dem Studium in Industrie-Design in Madrid und Paris trat er 1997 Fabrica bei. Der durch Benetton gegründeten Akademie für Kommunikation und Design. Dort arbeitete er eng mit dem legendären Designer und Werber Oliviero Toscani zusammen. In nur kurzer Zeit wurde er vom Studenten zum Head of Design Department der Akademie berufen. Acht Jahre später begab Jaime sich auf seinen eigenen Weg; zuerst mit einer Kollektion von Designer Spielzeug, Geschirr und Möbeln der später Interior Designs und Installationen folgten.

WOHNLICHKEIT

Jaime Hayon ist ein vielbeschäftigter Mann und gerade in den ersten Monaten des Jahres geht es beim ihm oft sehr hektisch zu. Im Augenblick ist er gerade in Wien, aber bereits auf dem Weg nach Zürich, wo er sich aufdie Mailänder Möbelmesse vorbereiten will. Hier wird er seine neuesten Entwürfe vorstellen, unter anderem den Sessel Fri™ und den Esszimmerstuhl Sammen™, die er in Zusammenarbeit mit Fritz Hansen gestaltethat. Wir erreichten ihn auf seinem Handy, um etwas über seine Ansichten über gutes Design und Wohnlichkeit zu hören.

Was macht Ihrer Meinung nach gutes Design aus?
„Gutes Design ist vor allem langlebiges Design. Design muss ein Anliegen haben, es muss unsere Lebensqualität verbessern und sinnvoll sein. Aber für mich geht es beim Design nicht nur um die Funktion. Es geht auch um Gefühle. Ich mag es, wenn Design auch etwas provokativ ist und unsere herkömmlichen Lebensgewohnheiten verändern kann“.

Was können Möbel und Design dazu beitragen, eine wohnliche Atmosphäre zu schaffen? Und glauben Sie, dass dies ein typisch dänisches Phänomen ist?
„Ja, das kann man sagen. Dänen haben eine ganz besondere Einstellung zum Möbeldesign. Das nordische Verhältnis zur Natur und das Bestreben, im Möbeldesign natürliche Materialien zu verwenden, gehört einfach zu eurer Tradition. Ihr versteht es, die Natur mit ins Haus zu nehmen, weil eure Möbel aus natürlichen Materialien wie Holz, Stein und Leder sind. Sich mit diesen natürlichen Materialien zu umgeben, vermittelt einfach ein schönes Gefühl, aber eine hochwertige Qualität ist ebenfalls wichtig – dass ein Möbel gut gepolstert ist beispielsweise, so dass es einen auf ganz besondere Weise umfängt und wärmt. Dann fühlt man sich geborgen und gemütlich. In diesen Dingen sind Dänen außergewöhnlich gut“.

Wann ist für Sie ein Raum angenehm, und was braucht es, damit Sie sich selbst zuhause fühlen?
„Ein Raum ist wohnlich, wenn Beleuchtung und Atmosphäre ein harmonisches Ganzes darstellen. Wenn auch die Musik zum Raum passt und das Zusammenspiel von Farben und Licht mir ein angenehmes Gefühl vermittelt. Aber ich möchte zugleich wahrnehmen können, was draußen geschieht. Mir gefällt es nicht, in einem dunklen Raum eingesperrt zu sein, von dem das Tageslicht
durch lange, drapierte Vorhänge ferngehalten wird, wo die Materialien und Möbel kühl wirken oder wo es fußkalt ist“.

Glauben Sie, dass Wohnlichkeit im Norden anders aufgefasst wird als im Süden?
„Ja, und zwar aus dem einfachen Grund, dass man sich im Süden mehr im Freien aufhält. Ihr im Norden haltet euch viele Monate des Jahres in euren Häusern auf. Daher ist die Inneneinrichtung für euch sehr wichtig. Ihr kümmert euch mehr um eure Häuser, als man es in Südeuropa tut. Aber das Gefühl eines Heims, ein angenehmer Duft, wie zum Beispiel von Holz, wenn man nachhause kommt, oder das Gefühl, das der Einfall des Tageslichtes vermittelt, das ist es, was mich an Wohnlichkeit am meisten interessiert“.

Wie können Möbel zu einer wohnlichen Atmosphäre beitragen?
„Möbel sind für die Wohnlichkeit entscheidend, wenn sie bequem sind, gute Qualität haben und richtig aufgestellt sind. Es gibt nichts Besseres an einem Winternachmittag, als ein Sofa dicht vor einem Kamin, mit einigen Tapas, einem Glas Wein und guten Freunden“.