Das Rörbäck Forest Retreat liegt auf einer Lichtung am Ende einer kurvenreichen Straße tief im Wald von Halländska in Südschweden in einer vom Verlauf der Zeiten geprägten Landschaft. Die monolithischen und architektonisch strengen zeitgenössischen Holzkonstruktionen des Retreats wurden auf dem Grundriss von zwei alten, von Steinmauern gesäumten Bauernhöfen errichtet. Die neuen Gebäude einschließlich der spitzwinkligen Dächer sind mit unbehandeltem Kiefernholz verkleidet und muten wie zeitgenössische Iterationen traditioneller Scheunen an. Sie sind dezent und schlicht, aber dennoch dramatisch und ausdrucksstark – positioniert im Wald, sind sie gleichermaßen sein Produkt.
Trotz der spartanischen Materialpalette wirken das moderne Herrenhaus und die separate Scheune bedingt durch die Größe, sorgfältige Detaillierung und das Zusammenspiel mit der Landschaft fast monumental. Das Haupthaus mit seinen großen kastenförmigen Fenstern verfügt an einem Ende über eine kathedralenartige Giebelwand aus Glas – ein besonderer Raum, genannt das ´Gewächshaus´. Die zurückhaltenden Innenräume mit Kiefernholzverkleidung und Betonboden werden durch das Grün des Gartens und der Wälder erleuchtet und eingefärbt.
„Wir wollten ein schlichtes Gebäude – Ehrlichkeit ist unser Leitwort für das gesamte Projekt – und der wichtigste Aspekt für uns war, dass der Wald und die Natur zu einem sprechen können, wenn man drinnen ist“, sagt Anna Sandgren, die zusammen mit ihrem Ehemann Caspar das Retreat auf dem Gelände eines Bauernhofs und Waldes aus dem 19. Jahrhundert entwickelte.
Als das Paar vor zehn Jahren den alten, unbewohnten Bauernhof und 40 Hektar großen Wald kaufte, kannte Caspar Sandgren bereits sämtliche Steigungen und Felsvorsprünge des Landes. Er verbrachte seine Kindheit auf dem Land, das sein Großvater, ein Braumeister, in den 1930er Jahren kaufte. Seit seiner Übernahme pflanzt Caspar jeden Baum selbst und kümmert sich um die jungen Fichten, bis sie wie herangewachsene Kinder für sich selbst sorgen können.
„Ich gehe im Wald spazieren und kenne jeden Baum, jeden Stein, du kannst mich überall hinstellen und ich weiß, wo ich bin. Es ist einfach ein gutes Gefühl, dort zu sein und zu sehen, dass es tatsächlich wächst.“
Anna und Caspar Sandgren haben gemeinsam das Retreat mit außergewöhnlichem Garten erschaffen. Ihr Ziel war es, Menschen die Möglichkeit zu geben, dem Alltag zu entfliehen und den Wald in einer ästhetisch anregenden Umgebung erleben zu können. Ein ehemaliger Stall mit Reetdach aus dem frühen 19. Jahrhundert ist das Herzstück des Anwesens. Die scheinbar willkürliche Anordnung der gestapelten Natursteine bildet einen Kontrast zur präzisen Linearität der zeitgenössischen Nachbarn. „Er ist sozusagen die Seele des Bauernhofs, weil er das Alte mit dem Neuen verbindet“, sagt Anna Sandgren. Als Innenarchitektin war sie für die Raumaufteilung und Ausstattung der Räume zuständig.
Die neue Architektur ist das Werk des in Stockholm ansässigen Architekturbüros von Petra Gipp. Gipp, die für ihre zurückhaltenden, ortsbezogenen Holzgebäude bekannt ist, ist eine Freundin der Sandgrens und hat deren Haus im nahegelegenen Wald entworfen. Für dieses Projekt war die Geschichte von Rörbäck – benannt nach einem Bach, der durch das Grundstück fließt – wichtig und sollte allgegenwärtig, spürbar sein. Das Retreat sollte nicht als neues Projekt, sondern als Erweiterung der bestehenden Farm betrachtet werden, sagt Gipp, wobei die älteren Elemente die zeitgenössischen erden mit dem umliegenden Wald als Konstante.
„Der Wald und seine Bäume sind das Material des Ortes, die Volumen erscheinen wie aus Holz geformt, die Innenräume herausgeschnitzt und ausgekleidet. Das Programm des Wald-Retreats legt den Schwerpunkt auf die Kontemplation der Beziehung zwischen Mensch und Natur“, sagt Gipp.
Skalierung wird hier als Mittel zur Schaffung unterschiedlicher räumlicher Erfahrungen genutzt. Der Grundriss des Haupthauses grenzt bewusst offene und geschlossene Bereiche voneinander ab. Die sechs Meter hohen Dachschrägen betonen den sozialen Aspekt von Küche und Wohnzimmer – sie dienen als offene Zwischenbereiche zwischen den zwei geschlossenen Räumen der Schlaf- und Badezimmer. Große Fenster in tiefen Nischen überhöhen und rahmen die Aussicht. Eine Fensternische in der Küche erlaubt es einer Person, aufrecht darin zu stehen und bietet Ausblicke in alle Richtungen, auf den alten Steinstall und über die gesamte Länge des Hauses. Im Gewächshaus wachsen ein Feigenbaum und andere Pflanzen, gebadet in dem überreichlich einfallenden Licht.
„Die offenen Bereiche spiegeln den Raum wider, den wir im tiefen Wald finden, hoch und vertikal, mit den Baumkronen als Decke. Sowohl der Wald als auch das Wald-Retreat haben Analogien zu heiligen Räumen. Sie rufen dem modernen Menschen Wald und Natur als Quelle von Wundern und der Mystik ins Bewusstsein zurück“, sagt Gipp.
Die Architektur des Wald-Retreats legt den Schwerpunkt auf die Kontemplation der Beziehung zwischen Mensch und Natur. Die in Fensternähe platzierten Georg und Cutter Bänke bieten Gästen Momente der Ruhe. Der Gewächshausraum mit seinen gläsernen Wänden und der rustikaleren Anmutung bietet ein Gefühl von Draußensein. Hier kommen die sowohl indoor als auch outdoor verwendbaren Pelagus Tische und Stühle zum Einsatz.
Im Außenbereich wurde das Schwimmbecken bewusst von den Hauptgebäuden abgesetzt, um den beabsichtigten Gesamteindruck nicht zu stören. Anna und Caspar Sandgren stellten sich den Pool als kleinen Teich vor, dem das Material Beton zusätzlich Tiefe verleiht. Neben dem Pool laden drei Pelagus Sonnenliegen zum Entspannen ein.