Arne Jacobsen & Fritz Hansen

Andere im Rahmen des Projekts entstandene klassische Stücke sind die Stühle Drop™, Giraffe™ und Pot™, die alle bis in die heutige Zeit verkauft werden. Jacobsens 3300™ Serie von Sofas und Loungesesseln für das Flughafenterminal des Hotels fügte dem Designuniversum eine weitere Ebene hinzu.

Das Swan™ Sofa ging in den 1970er Jahren aus der Produktion, wurde aber 2001 von Fritz Hansen wieder eingeführt. Der Drop™, ein wunderschöner Stuhl, gekennzeichnet durch seine Schlichtheit und einer von Jacobsens persönlichen Favoriten, ging erst 2014 über seine Bestimmung für das SAS Royal Hotel hinaus in Produktion, als Fritz Hansen ihn in seiner ursprünglichen und neuen Kunststoffform offiziell auf dem Markt einführte.

Das SAS Royal Hotel wurde 1960 fertiggestellt und verfügte über einen Fitnessraum, ein Restaurant, Geschäfte und das Flughafenterminal mit Busverbindungen zum Kopenhagener Flughafen Kastrup. Jacobsen zeichnete vom Hauptbau über die Leuchten, Türgriffe bis hin zu den Fensterrahmen – und natürlich die prachtvollen von Fritz Hansen produzierten Möbel - sämtliche Entwürfe. Zimmer 606, genannt Arne Jacobsen Suite, ist seit sechs Jahrzehnten unberührt geblieben. Bis heute sind dort einige der bekanntesten und einflussreichsten Möbelstücke der Welt zu bewundern.

1950 renovierte Jacobsen ein von ihm in den 30er Jahren entworfenes Bürogebäude, das nun eine Mitarbeiterkantine bekommen sollte. Inspiriert von den Pariser Cafés wollte er die Kantine mit einem leichten, stapelbaren Stuhl ausstatten, der das Reinigen des Bodens erleichtern sollte. Vor diesem Hintergrund begann Jacobsen gemeinsam mit Fritz Hansen die Arbeit am Entwurf eines geformten Schichtholzstuhls. Eine der größten Herausforderungen war der Übergang zwischen Sitz und Rückenlehne, wo sich die neun Furnierschichten aufgrund der Biegebeanspruchung wölbten. Die Lösung bestand in der von Jacobsen skizzierten ‚schmalen Taille‘, die so viel Material wie möglich entfernte. Darüber hinaus bestand der Designer auf möglichst dünnen Stahlrohren für die Beine, damit diese eine gewisse Flexibilität bekämen. Anstelle eines traditionellen starren Rahmens sollte Jacobsens neuer Stuhl eher eine elastische Struktur liefern, die auf die Körperhaltung des Sitzenden reagiert.

Im November 1952 erregte Jacobsens organische Erfindung kaum die Aufmerksamkeit der Presse, die den 3100 als eigentümliche Neuheit betrachtete. Drei Monate später arrangierte der Architekt mehrere Dutzend der Stühle in einer spektakulären Installation auf der jährlichen Ausstellung für dänisches Kunsthandwerk und Industriedesign. Die große Anzahl von Stühlen vermittelte auf bestechende Weise Jacobsens Vision eines preiswerten Massenprodukts und begeisterte die Presse. Ein schwedischer Schriftsteller prägte im Zuge der darauf folgenden Publicity-Welle unbeabsichtigter Weise einen neuen Namen für den 3100. Er schrieb: „… das schwarz gehaltene Design erinnert ein wenig an eine Ameise (Ant) und ist vermutlich ebenso nützlich.“

Der Stuhl, der unter dem Namen ANT™ bekannt wurde, markierte einen Wendepunkt in Arne Jacobsens Schaffen: Er wandte sich infolge der industriellen Produktion zu und perfektionierte seine Designsprache der klaren Linien und eleganten Profile. Gleichzeitig war der Ant™ Beginn einer intensiven Zusammenarbeit zwischen Jacobsen und Fritz Hansen, die bis zum Tod des Architekten andauerte. Zu den Höhepunkten gehören der 3207 Sessel aus Schichtholz, der die Grundlage für die Serie 7™ Chairs bildete, die 1958 entworfenen Sessel Egg™, Swan™ und der Drop™ Chair, die nach wie vor produziert werden, und die experimentellen Schichtholzdesigns für das St. Catherine's College als Fundament für die Oxford Serie. Deutlich wird hier, dass das Debüt des Ant™ nicht nur einen Wendepunkt für Designer und Hersteller markierte, sondern auch ein bedeutsames Ereignis in der Geschichte modernen Mobiliars darstellt – ein Ereignis, das es wert ist, von all jenen gefeiert zu werden, die Jacobsens rare Fähigkeit zu schätzen wissen, Komfort und ästhetischen Genuss auf harmonische Weise zu vereinen.

Über den Autor: Michael Sheridan ist ein amerikanischer Architekt und eine führende Autorität für skandinavische Architektur und Design mit besonderem Schwerpunkt Dänemark. Zu seinen Büchern zu diesen Themen gehören Room 606 – The SAS House and the Work of Arne Jacobsen, Poul Kjærholm – Furniture Architect, Landmarks – The Modern House in Denmark, Louisiana: Architecture and Landscape, and the forthcoming Archetypes: The Modern Tradition of Danish Design (2023).