Als Christian E. Hansen 1899 im Alter von nur 25 Jahren Fritz Hansen & Co übernahm, galt das Unternehmen als vertrauenswürdiger Hersteller von Qualitätsmöbeln. Hansen baute auf diesem Ruf auf und brachte seine Expertise als Tischler und Architekt in die nachfolgenden Kooperationen mit seinen Architektenkollegen ein. Diese Entscheidung brachte das Unternehmen weiter voran und sicherte seine Zukunft als international renommiertes Produktionshaus. Die Partnerschaft zwischen Designern und Architekten ist eine Praxis, die bei Fritz Hansen bis zum heutigen Tag fortgeführt wird.
Hansens erste Kooperation war die mit dem versierten dänischen Architekten Martin Nyrop und datiert auf das Jahr 1905. Nyrop wandte sich an Fritz Hansen für die Produktion der Möbel für das Kopenhagener Rathaus, das er komplett entworfen hatte. Nach diesem Erfolg arbeitete Fritz Hansen & Co mit einigen der bedeutendsten dänischen Architekten der Zeit zusammen, darunter Thorvald Jørgensen und Kai Gottlob. Darüber hinaus produzierte das Unternehmen unter anderem Möbel für das dänische Parlament in Schloss Christiansborg, das Frederiksberg-Gerichtsgebäude und den Obersten Gerichtshof.
In den 1910er Jahren war Fritz Hansen das einzige dänische Unternehmen, das Stühle aus dampfgebogenem Holz herstellte. Die Bedeutung dieser Produktionsmethode für das Unternehmen – und Christian E. Hansens Einsatz dafür – kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Es war Hansens visionärer Ansatz, der einige der wichtigsten Produktionsveränderungen der damaligen Zeit bewirkte. Die dampfgebogenen und aus Laminat gefertigten Holzmöbel waren für Fritz Hansen wegweisend und essenziell für die wichtigsten Kooperationen.
Christian E. Hansen war maßgeblich an der Entwicklung der Möbelproduktion von Fritz Hansen beteiligt. Indem er das industrielle Potenzial des handwerklichen Erbes seines Vaters ausschöpfte, konnte er sich Aufträge für bedeutende zeitgenössische Bauten sichern. Am gewichtigsten ist sicherlich, dass er das Unternehmen durch neue Methoden und Materialien vorangetrieben hatte. Dieser Ansatz zahlte sich in den kommenden Jahren reichlich aus.
Fritz Hansen war gelernter Tischler und Möbelschreiner, vor allem aber ein Visionär.
1872 hatte Fritz Hansen gerade seine Lehre beendet und durfte sich sowohl Tischler als auch Möbelschreiner nennen. Im zarten Alter von 25 Jahren hatte er großePläne für die Zukunft. Er erwarb einen Gewerbeschein und zog von der dänischen Kleinstadt Nakskov nach Kopenhagen, wo er eine bescheidene Werkstatt einrichtete.
Fritz Hansen war ein wahrer Meister seines Fachs und begründete von Anfang an einen Ruf für exquisite Handwerkskunst und Qualität, der bis heute Bestand hat.
Sowohl die Reputation als auch das Geschäft wuchsen. 1887 schließlich wurden die Räumlichkeiten zu klein, woraufhin Fritz Hansen ein Haus im Kopenhagener Stadtteil Christianshavn kaufte. Zusätzlicher Platz bedeutet e auch mehr Raum zur Entfaltung seines Talents.
Fritz Hansen war für schnelle und sorgfältige Arbeit bekannt, aber er war auch innovativ. Zum Beispiel hat er das viktorianische geschwungene Sof a neu entworfen und für dieses, inspiriert von Damen-Reifröcken, einen dünnen Stahlrahmen verwendet. Er stellte Spiegelrahmen her und bediente sich eines speziellen Drechselverfahrens für Tre ppengeländer, Stühle und Sofabeine. Seine Möbel erfreuten sich großer Belieb-theit, und selbst aus dem Ausland reisten die Menschen nach Dänemark, um bei Fritz Hansen einzukaufen.
Bis 1898 war Fritz Hansen & Co auf 50 Mitarbeiter angewachsen, und Christian E. Hansen, Fritz Hansens Sohn, schlug vor, einen Teil der Produktion außerhalb der Stadtgrenzen zu verlegen. Man erwarb ein großesGrundstück neben einem Wald i n der Nähe der Eisenbahn in der kleinen Stadt Allerød. Ein perfekter Standortfür die großen Pläne von Fritz Hansen, wie der Eröffnung eines eigenen Sägewerks.Das Unternehmen befi ndet sich bis zum heutigen Tage in Allerød.
Während das Geschäft weiter wuchs, verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Fritz Hansen zusehends. Kurz vor Ende des Jahrhunderts übergab er das Unternehmen an seinen Sohn Christian. Er war 25-jäh-rig - genau wie sein Vater zu Beginn der Karriere.
1932 wurden Christian E. Hansens Söhne Poul und Søren Co-Direktoren des Unternehmens Fritz Hansen. Poul war gelernter Möbeltischler, Søren Tischler. Beide hatten Fritz Hansen bereits mit ihrer Begeisterung für den vom Bauhaus inspirierten Funktionalismus beein-flusst: eine Ästhetik des Industriedesigns, die sie auf Reisen durch Europa kennengelernt hatten, die aber in Dänemark noch wenig bekannt war. Während Søren neue Produkte entwickelte, leitete Poul die Produktion. Die Brüder spielten eine wichtige Rolle bei der Stahls-tuhlproduktion in Dänemark und bei der Einführung des Funktionalismus in das dänische Design.
In Zusammenarbeit mit renommierten dänischen Architekten setzten die Gebrüder Hansen Stahlmö-beltechniken für die Herstellung von Stühlen aus damp-fgebogenem Holz ein. Eine der wichtigsten Kollaborationen von Poul und Søren Hansen bei der Produktion von Stahlmöbeln war die mit dem Brüderpaar Flemming und Mogens Lassen. Ihre Designs waren von dem visionären Bauhaus-Architekten Mies van der Rohe beeinflusst. Während es die Möbel der Lassen-Brüder nicht ganz mit der Funktionalität der Entwürfe von Mies van der Rohe aufnehmen konnten, schaffte ihre Kombination aus kühlem Stahl mit einladender und warmer dänischer Ästhetik etwas, das den Bauhaus-Möbeln oft fehlte. Die Designs der Lassen-Brüder hatten bei der dänischen Kundschaft Erfolg.
Auch Frits Schlegel entwarf Stahlmöbel für Fritz Hansen. Auf der ‚Den Permanente‘ Ausstellung in Kopenhagen präsentierte er einem Publikum, zu dem der dänische Kronprinz, der Premier- und Handelsminister sowie wichtige Akteure der dänischen Design- und Fertigungsbranche gehörten, einen Sessel aus Stahl und Buche. In der Presse wurde das Design aus Holz und Stahl als „Sensation“ gefeiert, wobei Fritz Hansen die Einführung dieser Möbelherstellungsmethode in Dänemark zugeschrieben wurde.
In den 1930er Jahren arbeitete Fritz Hansen erstmals mit dem Architekten Arne Jacobsen zusammen, unter anderem bei dessen weitläufigem Bellevue- und Bellavista-Projekt in Klampenborg, Dänemark. Søren und Poul Hansen setzten diese Kooperation fort und arbeiteten in den 1940er Jahren zudem mit Designern wie Hans J. Wegner, Børge Mogensen, Ole Wanscher, Peder Moos und Kay Fisker zusammen.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde eine Laminiertechnik für die britischen Mosquito-Flugzeuge entwickelt. Fritz Hansen erkannte sofort das enorme Potenzial dieser Technik für den Möbelbau. Das Unternehmen begann mit laminierten Furnieren zu arbeiten - einer Technik, bei der Holz dünn geschnitten und dann schichtweise verleimt wird. 1950 verwendete Fritz Hansen diese Technik in einer Zusammenarbeit mit den Architekten Hvidt & Mølgaard für die Produktion der AX Serie. Sie führten eine zerlegbare Version der Serie ein, die den Beginn des erfolgreichen Exportgeschäfts von Fritz Hansen markierte. Die Furniertechnik der AX Serie nahm dann nachfolgend eine Schlüsselrolle bei Fritz Hansens Produktion von legendären Designs wie Arne Jacobsens Ant™ und Serie 7™ Stühlen ein.
Der Anklang von Arne Jacobsens Möbeln in den 1950er Jahren brachte auch dem Unternehmen beispiellosen Erfolg. Bis heute ist Jacobsens Werk ein zentraler Bestandteil der Identität von Fritz Hansen. Søren und Poul sorgten mit zukunftsweisenden Partnerschaften und der Verwendung innovativer Materialien wie Stahl und Laminat dafür, dass Fritz Hansen stärker als je in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts eintreten konnte.
Anfang des 20. Jahrhunderts experimentierte der progressiv orientierte Sohn von Fritz Hansen, Christian E. Hansen, mit einer neuen Produktionstechnik: dem Dampfbiegen von Holz.
Die deutsch-tschechische Firma Thonet-Mundus stellte bereits seit den 1830er Jahren industriell dampfgebogene Holzmöbel her. 1912 verzeichnete das Unternehmen eine Jahresproduktion von mehr als zwei Millionen Stück, darunter den überaus erfolgreichen Wiener Caféstuhl (Bistrostuhl) Nr. 14 aus dem Jahr 1859. Sehr zum Leidwesen von Christian E. Hansen war die Produktionsmethode selbst ein Betriebsgeheimnis. Hansen machte sich daran, das Geheimnis hinter der Technik zu lüften.
Im Jahr 1915 stellte Fritz Hansen den ersten dänischen Stuhl mit dieser Technik her und war damit das einzige dänische Unternehmen überhaupt. Die Qualität der Produktion war dabei so hoch, dass Thonet-Mundus Fritz Hansen die exklusiven Rechte zur Produktion der Designs des deutsch-tschechischen Unternehmens für den skandinavischen Markt einräumte. In den 1930er Jahren hatte Fritz Hansen die Technik so weit verfeinert, dass das Unternehmen zu den Weltmarktführern auf diesem Gebiet gehörte. In der folgenden Zeit entwickelte sich daraus die Spezialität von Fritz Hansen: Schichtholzmöbel.
Um 1930 wurde der DAN Stuhl, der erste dänische Stuhl aus dampfgebogenem Buchenholz, auf den Markt gebracht. Obwohl die Inspiration der Stühle eindeutig der Arbeit von Thonet zu verdanken ist, waren sie mit ihren klareren Linien und einem leichteren, funktionelleren Ausdruck eindeutig skandinavisch.
Das Dampfbiegen von Holz ist eine wirtschaftliche und ökologische Produktionstechnik mit reicher Geschichte. Sie benötigt zur Verbindung der einzelnen Holzelemente keine Klebstoffe, was die Herstellungsgeschwindigkeit erhöht. Auch der Materialverschnitt wird minimiert. Das Holz kann präzise geschnitten werden, wodurch komplexe Verbindungen oder andere Formteile entfallen, die üblicherweise aus teurerem Holz hergestellt werden müssen.
Christian E. Hansens Bemühungen bei der Dampfbiegetechnik waren bahnbrechend - nicht nur für Fritz Hansen selbst, sondern für die gesamte Möbelindustrie. Der DAN Stuhl behauptet auch weiterhin seine Position als wichtiger Meilenstein der Möbelproduktionsinnovation sowie des dänischen Designs.