„Räume beeinflussen uns in vielerlei Hinsicht“, sagt Nikolaj Bebe, der bei seinen Designkonzepten den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Das Resultat seines Schaffens sind Räume, die inspirieren, erfreuen und die Produktivität fördern. „Sie beeinflussen unsere Stimmungen, Gefühle und unser Verhalten. Da ist zunächst der physiologische Aspekt: Haben wir – hat unser Körper – genug Raum? Wie ist die Belüftung? Die Beleuchtung? Die grundlegenden Aspekte werden durch Gesetze geregelt. Andere Themen jedoch unterliegen keinen gesetzlichen Regelungen. Was ist mit der Gesprächslautstärke? Sollten wir eher im Team oder alleine arbeiten?“, fügt er hinzu.
Großraumbürokonzepte bieten finanzielle Anreize. Kleinere Arbeitsbereiche jedoch können mit vielen kulturellen Aspekten punkten. „Beide Arten von Arbeitsbereichen fördern die ihnen jeweils eigenen konstruktiven und destruktiven Arbeitsmuster. Alles hat seinen Preis“, bemerkt Nikolaj Bebe. „Die Frage ist: Welchen Preis sind wir bereit zu zahlen? Nicht nur finanziell, sondern auch emotional – welchen Preis hat Mitarbeiterzufriedenheit und die gebotene Möglichkeit, seine Arbeit auf gute, erfreuliche Weise erledigen zu können?“ Laut Bebe steht der Preis in enger Relation zur Art der Organisation und den täglich von den Mitarbeitern zu erledigenden Aufgaben. „Ein Unternehmen muss sich zunächst eingehend mit seiner Geschichte befassen. Wir können beim Arbeitsplatzdesign keinen Standard verwenden. Der Prozess muss im Kontext des Unternehmens stattfinden.“ Design ist zweifellos ein wichtiger Aspekt, um sicherzustellen, dass die Mitarbeiter eine einladende, produktive Atmosphäre zum Arbeiten haben; Bebe geht jedoch noch weiter und bezieht das Wesen des Unternehmens mit ein.
„Wir müssen anfangen, der Verhaltensforschung einen größeren Stellenwert beizumessen. Es ist ausgesprochen altmodisch von einem Manager, nur auf die Menge der von den Mitarbeitern geleisteten Arbeit zu schauen und nicht auf deren Qualität, das Umfeld, in dem sie geleistet wird, oder die damit einhergehenden psychologischen Aspekte.“ Indem wir uns zunächst mit der authentischen Identität und den Grundwerten eines Unternehmens befassen, können wir anschließend dieses Wissen in die Schaffung neuer Arbeitsumgebungen für Mitarbeiter einfließen lassen – walking the walk. „Die physischen Aspekte eines einladenden Arbeitsplatzes müssen von oben vorgegeben werden. Wir müssen definieren, was wir als Unternehmen erreichen und wie wir agieren wollen“, sagt Bebe. „Der Raum sollte sich an diesen Werten ausrichten. Das erfordert eine mutige Führung. Davon ausgehend kann sich die DNA eines Unternehmens auf physische Weise manifestieren. Aber wir müssen den Menschen auch über die physische Komponente hinaus Raum bieten. Unternehmen müssen es schaffen, ein Gefühl des gegenseitigen Vertrauens und Glaubens an das Beste in allen Beteiligten zu etablieren. Mitarbeitern sollte Flexibilität gegeben werden, die Arbeit so zu erledigen, wie es am besten für sie funktioniert. Je mehr Freiheit, Verantwortung und Bedeutung sie haben, desto mehr identifizieren sie sich mit ihrer Rolle“, stellt er fest.
Wie also können wir den Arbeitsplatz optimieren, um dem Genannten Rechnung zu tragen? Laut Bebe liegt die Antwort in der Schaffung einer übergeordneten Struktur aus dedizierten, aber einfachen Zonen, die die individuell und kollektiv geleistete Arbeit fördern. „Außerhalb des Büros sollten wir die Freiheit haben, dort zu arbeiten, wo es uns persönlich am besten passt. In den Teamversammlungen sollten wir einander zuhören, diskutieren, lernen und uns inspirieren lassen. Warum sollten wir so viel Zeit für die Fahrt ins Büro aufwenden, wenn wir dort am Ende nur in unseren jeweiligen Kabinen sitzen oder mit den Teams kommunizieren? Wir sind von Natur aus soziale Wesen und sehnen uns nach Sinn und Verbundenheit. Wir müssen nach effizienten und sinnvollen Wegen der Zusammenarbeit suchen. Das ist die Essenz eines einladenden Arbeitsplatzes.“
„Der Arbeit diesen Sinn zu verleihen, bedeutet auch, die Umgebung des Unternehmens, für das wir tätig sind, auf körperlicher Ebene wahrzunehmen: Durch die Wahl der Farbe und der Möbel und durch signifikante Elemente des Unternehmens selbst. Oft ist der Empfang verantwortlich für die Beschaffung einer Auswahl an Tischen oder Stühlen. Oder ein Architekt, der sich dem Raumkonzept lediglich über die physischen und nicht die emotionalen Aspekte genährt hat. So entwirft man keinen Arbeitsbereich. Wir müssen die Unternehmenskultur einbeziehen.“ Indem wir klare Erwartungen bezüglich des Verhaltens und der Fürsorge gegenüber Mitarbeitern und die mentale Vorbereitung auf Aufgaben und deren Erledigung definieren, können wir konstruktivere Wege der Kooperation formulieren. „All diese Dinge müssen von einer organisatorischen Ebene kommen. Es reicht nicht aus, einen Besprechungsraum hübsch zu dekorieren in der Hoffnung, dass das nachhaltige Auswirkungen auf die Mitarbeiter hat.“
Nikolaj Bebe ist der Überzeugung, dass wir uns von der Natur inspirieren lassen sollten: „Die Natur ist chaotisch und harmonisch. Und alles hat einen guten Grund. Wir sollten auf organischere Weise über unsere Arbeitsräume nachdenken, und ausgehend davon eine Umgebung kreieren, die Mitarbeiter auf sinnvolle Weise fördert.“